Beschlussvorschlag:

Der Kreistag beschließt, das im Gebäude- und Immobilienmanagement des Landkreises „im weitesten Sinne integrierte Gebäudemanagement zur Energieeinsparung" schrittweise auszubauen und zu verbessern.

Begründung:

Auf die Anfrage der Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erhielten wir eine Übersicht über den Energieverbrauch der größeren kreiseigenen Gebäude. Die vorgelegten Zahlen liegen mit wenigen Ausnahmen zum Teil deutlich über den Energieverbrauchs-Kennwerten nach VDI 3807 Bl. 1*. Daraus lässt sich ableiten, dass noch hohe Energieeinsparpotentiale ausgeschöpft werden können.

Größere Investitionen sind nicht Ziel dieses Antrages. Uns ist bekannt, dass gerade größere Investitionen für jedes Gebäude separat sorgfältig auf ihre Wirtschaftlichkeit hin geprüft werden müssen.

Aber wir können aus den Erfahrungen der Energieagentur der Stadt Rathenow Wissen abschöpfen und für den Landkreis Havelland nutzen.

Die Stadt Rathenow konnte über das Förderprogramm SAVE II der EU eine Energieagentur aufbauen. Zusammen mit einem weiteren über die EU geförderten Projekt zur „Entwicklung und Einführung von Lösungen für den rationellen Energieeinsatz in Verwaltungsgebäuden" konnte innerhalb weniger Jahre von 1996 bis 2002 eine Energiekostenreduzierung in den kommunalen Liegenschaften von über 510.000 € pro Jahr erreicht werden. Etwa 128.000 € davon alleine durch Tarifanpassungen bei Fernwärme und Strom. Nachzulesen im Endbericht des Projektes unter: http://www.izt.de/pdfs/IZT_KEM_Endbericht_gesamt.pdf.

Mit Auslaufen der Fördermittel 2002/2003 fielen bei der Energieagentur Rathenow zwei über Projektmittel finanzierte Mitarbeiter weg. Aus diesem Grund konnte das eingeführte Energiemanagement nur noch auf „kleiner Flamme" fortgeführt werden.

Aber Erfahrungen in der Stadt Rathenow zeigen, dass schon alleine durch relativ einfache Verhaltensänderungen 10-20% Energie eingespart werden können (Wasser, Strom, Heizenergie).

Die Beleuchtungsoptimierung im Rathaus führte zu einer Energiekostenreduzierung von über 55 % bzw. 12.700 € pro Jahr bei besserer Beleuchtungsqualität. Mit einer Einzeltemparaturregelung in öffentlichen Gebäuden können bis zu 30% der Heizkosten eingespart werden, die Amortisationszeit beträgt etwa 5 Jahre.

Die Stadt Rathenow schließt schon seit vielen Jahren Energiesparverträge mit Schulen und seit etwa 2 Jahren auch mit Kinderbetreuungseinrichtungen. Die nachgewiesenen und vom Schulträger bestätigten Energie- und Wasserkosteneinsparungen gehen zu 30 % zur freien Verwendung an die Schule, 50% zur zweckgebundenen Verwendung für Energiesparmaßnahmen in der Schule und für weitere Aufgaben im Rahmen des Energiesparprojektes und die restlichen 20% tragen zur allgemeinen Haushaltsentlastung des Schulträgers bei.

Nach Aussage von Herrn Heise - dem Leiter der Energieagentur Rathenow - konnten in den vergangenen zwei Jahren etwa 6.000 - 7.000 € Energiekosten in den Kitas über die Energiesparverträge eingespart werden. Davon wurden etwa 4.700 € an die Kitas zur weiteren Verwendung ausgeschüttet.

Ziel der Energiesparverträge ist neben der Energieeinsparung die eigenverantwortliche Organisation von Projektarbeit in Form von Projekttagen, Arbeitsgemeinschaften, Energiesparwochen etc. Die Thematik des sparsamen Umgangs mit Energie unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten wird im Rahmen der Lehrpläne in den Fachunterricht einbezogen.

Wir möchten deshalb als ersten Schritt zu einem verbesserten Energiemanagement im Landkreis Havelland anregen, Herrn Heise in die erste Sitzung des zuständigen Ausschusses nach der Sommerpause einzuladen. Er könnte dort über die umfangreichen Erfahrungen der Energieagentur Rathenow berichten. Auf unsere Nachfrage hat er seine Bereitschaft dazu erklärt.

Erste Maßnahmen zur Energieeinsparung sollten sich bereits im Haushalt 2010 niederschlagen.

Falkensee, den 13. Juni 2009

Dr. Dorothea Staiger

Fraktionsvorsitzende

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