Wer ist mein Nächster ?

Ein wenig Katechese - Oder: Warum Herr Storm deutlich zu kurz gesprungen ist

06.04.20 –

Martina Freisinger hat sich in der letzten Sitzung der Falkenseer SVV für die Geflüchteten auf den griechischen Inseln eingesetzt. Das hat den Unmut des AfD-Stadtverordneten Storm hervorgerufen. Er hat im Internet einen Artikel veröffentlicht, in dem er argumentiert, die Nächstenliebe habe ihren Namen eben daher, dass sie sich auf diejenigen beziehe, die uns räumlich nahe sind. Die Grünen seien „die Partei der Deutschlandhasser; sie wollen den weiteren Import von Menschen aus dem Mittleren Osten und demonstrieren somit ‚Fernstenliebe‘ “.

Mit dem christlichen Verständnis von Nächstenliebe hat das nichts zu tun. Es gibt im Neuen Testament die Geschichte vom barmherzigen Samariter, ein grundlegender Lehrtext. Deshalb kommt er auch regelmäßig schon im Religionsunterricht der Grundschule vor. Ein „Schriftgelehrter“, ein Theologe also, fragt Jesus: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?“ Der Fragende weiß es eigentlich: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele, von ganzen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“. So ist es jüdische Tradition. Und darin sind sie sich einig. Aber er fragt weiter: „Wer ist denn mein Nächster?“ Dann beginnt die Erzählgeschichte, der eigentliche Lehrtext.

Ein Mensch ist von Jerusalem nach Jericho gegangen, wurde überfallen, geschlagen und halbtot am Straßenrand liegen gelassen. Zuerst kam ein Priester vorbei, dann in Tempeldiener. Sie gehen an dem Halbtoten einfach vorbei. Der Bibeltext sagt nicht warum. Aber es wird Gründe gegeben haben, die auch allen bekannt sind: Furcht, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, Eile, Angst oder Ekel, was auch immer. Dann kommt der Mann aus Samaria, ein Ausländer auf Reisen. Das Verhältnis Israels zu seinen Nachbarländern war auch damals schon nicht das beste. Ein „Ungläubiger“ jedenfalls. Der „sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme (Lk. 10,33-35). So erklärt stimmen der Frager und Jesus überein: so ist Nächstenliebe. Und so soll man handeln. Wem bin ich der Nächste.

Aber warum tut das der Samariter? Weil er zufällig und bescheuerterweise ein Gutmensch ist? Was auch immer die Vorübergehenden bewogen hat nicht zu helfen, darüber wollen wir gar nicht rechten. Dieser tut es - weil er’s kann.

Und das übertragen wir jetzt mal auf das Verhältnis von Deutschland zu seine europäischen Nachbarn und zu den Ländern des „Nahen-“ und Mittleren Ostens.

Für die Begründung nationalistischer Theorien eignet sich der christliche Begriff der Nächstenliebe in jedem Fall nicht.

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