16.07.25 –
Auf unsere Einladung kamen 15 bis 20 Interessierte im Grünen Büro Falkensee zusammen, um über zunehmende Hitze und Wassermangel in der Region zu diskutieren. Dr. Andrea Nakoinz, Ärztin mit Fokus auf Hitzeschutz, eröffnete die Runde mit einem fachlichen Input.
Sie stellte zunächst grundlegende Fragen: Was genau bedeutet „Hitze“? Wann wird sie zur Krise? Was sind Tropennächte – und welche Warnstufen gelten? Ihre Antwort war klar: Hitze ist mehr als nur unangenehm. Sie erhöht die Sterblichkeit, stellt eine Gefahr für viele Menschen im Alltag dar – und trifft besonders verletzliche Gruppen. Die sogenannte gefühlte Temperatur, beeinflusst durch Luftfeuchtigkeit, Wind und individuelle Faktoren, ist dabei oft ausschlaggebender als die tatsächlich gemessene.
Gefühlte Temperatur beschreibt, wie warm sich die Luft für den Menschen anfühlt. Sie berücksichtigt neben der Lufttemperatur auch Luftfeuchtigkeit, Wind und Sonneneinstrahlung. So kann es sich bei hoher Luftfeuchtigkeit heißer anfühlen, weil die Kühlung durch Schwitzen schlechter funktioniert. Die gefühlte Temperatur ist ein besserer Indikator für die Belastung des Körpers als die reine Messung der Lufttemperatur.
„Der Mensch schwitzt, um sich zu regulieren“, erklärte die Referentin. Doch bei anhaltender Hitze sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit erheblich – mit Folgen für die physische und psychische Gesundheit. Schon heute werden Regionen durch wiederkehrende Hitzewellen unbewohnbar. Der Klimawandel macht das Thema drängender denn je.
Hitzeschutz ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Herausforderung – und damit ein zentrales Thema im Alltag von uns allen.
„Hitze wirkt nicht auf alle gleich“, so die Expertin. Menschen mit geringem Einkommen, ältere Personen, Kinder oder Menschen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet. Auch gesellschaftlich wichtige Einrichtungen wie Pflegeheime, Krankenhäuser und Schulen leiden unter den Auswirkungen von Hitzewellen – sie brauchen dringend spezifische Schutzmaßnahmen.
Gleichzeitig verursacht jeder Hitzetag wirtschaftliche Schäden: Unternehmen verlieren laut Studien an solchen Tagen im Schnitt so viel wie an einem halben Streiktag. Die sinkende Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden, Probleme bei Transport und Lagerung sowie verkürzte Haltbarkeit von Waren belasten die Wirtschaft. Lieferketten geraten unter Druck, Kühlkosten steigen. Der Klimawandel wird damit zu einem echten Risiko – auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Viele Unternehmen haben das erkannt und handeln bereits – nun gilt es, dass auch die Politik konsequent nachzieht.
Hitzeschutz ist also kein Nischenthema, sondern betrifft alle Berufsgruppen und Lebensbereiche. Die Umsetzung konkreter Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz, insbesondere in körperlich belastenden Berufen, ist dabei ebenso wichtig wie gezielte Vorsorge in der Stadt- und Raumplanung und kommt Arbeitgeber- und Arbeitnehmer*innen gleichermaßen zu Gute.
Wie sehen praktische Schritte zum Schutz vor Hitze aus? Auch dazu lieferte Dr. Andrea Nakoinz wertvolle Einblicke. Auf Bundesebene wurden in den vergangenen Jahren sogenannte Hitzeaktionspläne angestoßen. Die Gesundheitsminister*innen der Länder fordern von den Kommunen, entsprechende Schutzmaßnahmen zu entwickeln – doch vielerorts fehlen Geld, Personal und klare Zuständigkeiten.
Ein Hitzeaktionsplan kann ein wichtiges Instrument sein: Er soll vulnerable Gruppen identifizieren, Maßnahmen zur Abmilderung entwickeln und dabei helfen, die kommunale Infrastruktur auf häufigere Hitzewellen vorzubereiten. Dazu gehören etwa die Ausstattung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die Vernetzung mit Landesärztekammern sowie regelmäßige Fachkonferenzen zur Weiterentwicklung der Strategien.
Doch in der Praxis mangelt es oft an der Umsetzung. „Hitzeschutz ist ein Prozess“, so Nakoinz. Es reicht nicht aus, Risiken zu erkennen – die daraus abgeleiteten Maßnahmen müssen auch realisiert werden. Gerade Einsatzkräfte bei Feuerwehr und Rettungsdiensten geraten bei Hitzewellen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Sie benötigen gute Ausstattung, klare Abläufe und Unterstützung.
Gleichzeitig steigt bei höheren Temperaturen auch der Wasserverbrauch. Doch vielerorts sinkt der Grundwasserspiegel bereits, was die Situation weiter verschärft. Die Frage, wie wir mit knapper werdenden Ressourcen umgehen, wird immer mehr zur gesellschaftlichen Herausforderung – und verlangt auch nach einer neuen Qualität in der Klimakommunikation. Mit diesem Statement beendete Dr. med. Andrea Nakoinz ihren Vortrag.
Anne von Fircks, Abgeordnete im Kreistag, machte deutlich, wie sich die Wasserknappheit im Landkreis Havelland bereits auswirkt: Sinkende Grundwasserspiegel, fehlende Kontrollen bei Wasserentnahme und eine kritische Finanzlage bremsen notwendige Maßnahmen aus. Illegale Brunnen nehmen zu, die Nitratbelastung steigt.
Juliane Kühnemund, Stadtverordnete in Falkensee, berichtete: Die Umsetzung konkreter Klimaschutzmaßnahmen stockt. Ein eigener Hitzeaktionsplan fehlt bislang. Ihre Fraktion setzt sich für realisierbare Maßnahmen ein – etwa Hitzeschutz an Kitas und Spielplätzen, mehr Begrünung und stärkere Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie dem Seniorenbeirat. „Hitzeschutz ist Menschenschutz“, so Kühnemund. Noch fehlt in der Stadtverordnetenversammlung oft die notwendige Zustimmung anderer Fraktionen, das Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas wächst langsam.
Abschließend sammelten die Teilnehmenden Ideen für nächste Schritte: Eine gemeinsame Veranstaltung mit Schulen, THW, Apotheken oder Vereinen soll Sichtbarkeit schaffen. Wichtig sei es, das Thema als Teil der Gesundheitsvorsorge zu begreifen – nicht nur als Umwelt- oder Klimathema. Die Grünen im Havelland wollen den Austausch fortsetzen und konkrete Lösungen weiter vorantreiben.
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Liebe grüne Mitglieder,
liebe Freund*innen,
liebe Interessierte,
Für den 19. Juli planen wir als Kreisverband Havelland von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einen Ausflug zum energieautarken Dorf Feldheim (https://nef-feldheim.info/energieautarkes-dorf/) nahe Treuenbrietzen. Dort wollen wir uns bei dessen Tag der offenen Tür (https://nef-feldheim.info/event/tag-der-offenen-tuer-am-19-07-2025/) vor Ort informieren, wie sich das Dorf zu 100 % mit Wärme und Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt.
Dazu laden wir euch alle herzlich ein!
Falls ihr dabei sein wollt, bitten wir bis zum 6. Juli um vorherige Anmeldung per E-Mail an kgf@ um die Hin- und Rückfahrt gut planen zu können. gruene-havelland.de
Mit grünen Grüßen
Der Kreisvorstand
Wir möchten für Euch alle ansprechbar sein. Daher bieten wir Euch unsere Sprechstunde digital an, schreibt uns gerne vorab, dann machen wir einen Termin aus. Oder Ihr schreibt uns eine E-Mail oder einen Brief, wenn ihr Anliegen habt.
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