Wie man Blühwiesen verhindert und Naziverbrechen-Gedenkorte ausbremst - Gemeindevertretersitzung in Dallgow

27.06.20 –

Es war 22:32, als der Vorsitzende der Gemeindevertretung von Dallgow-Döberitz, Ralf Böttcher, erklärte, der nichtöffentliche Teil müsse nun bis nach den Sommerferien verschoben werden. Der Grund: Es war zu lange debattiert worden. Nach 22:30 dürfen keine Tagesordnungspunkte mehr aufgerufen werden.

Wie konnte dies passieren? Zum einen hatte Böttcher im Mai es nicht für nötig erachtet, nur wegen ein paar Grünen-Anträge eine Gemeindevertretersitzung einzuberufen. Und außerdem geht es bei genau diesen Anträgen darum, eine besonders einfallsreiche Ablehnung zu formulieren.

Die Grünen hatten beantragt, neben einem Verkehrskreisel eine Blühwiese zu errichten. Für die CDU ein No-Go, denn dann würden die Bienen ja dort „abgasverseuchte Pollen“ aufnehmen und entsprechenden Honig abliefern, so CDU-Vertreter Jörg Vahl. Ja, eine interessante Perspektive, zumal Schul- und Hortkinder im gleichen Abstand auf der gegenüberliegenden Straßenseite täglich im dortigen Staub der abgetretenen Grünflächen spielen, balgen, rennen.

Weitere Einwändungen gegen die Blühwiesen waren ähnliche gedankliche Blüten: Was soll man denn machen, wenn mal eine neue Leitung verlegt werden müsse unter einer solchen Blühwiese, fragte der Bauausschuss-Vorsitzende Sascha Labenski. Die Antwort der Grünen, natürlich könne man buddeln, denn schließlich könne man danach wieder aussäen – lag eigentlich nahe. Jeder, der einen Garten hat und zum Grundstückseingang eine Klingelleitung legen möchte, würde durchs Blumenbeet einen Kabelkanal graben und danach die Blümchen wieder wässern. Oder? Ja, wächst schon wieder!

Bürgermeister Hemberger kanzelte den Grünen-Antrag als „Unfug“ ab. „Aufwand und Ertrag“ ständen in keinem Verhältnis. Hoffentlich geht er mit sich selbst genauso hart ins Gericht, wenn er über die „Millionendusche“ oder die mehr als holprige Planung des Schulanbaus in der Steinschneiderstraße sinniert. Vahl befand auch, es sei keine kommunale Aufgabe, Blühwiesen zu pflegen, sondern eine ehrenamtliche. Wobei jetzt nicht klar wurde, warum täglich in der Sommerhitze mehrfach zu gießende Stiefmütterchen am Bahnhof oder am ebensolchen Kreisel eine Aufgabe der Gemeinde sind und Blühwiesen Ehrenamtler hochziehen müssen. 249.000 Euro lässt sich die Gemeinde die Pflege des öffentlichen Grüns im Jahr 2020 kosten – das ist das Siebenfache des Betrages, den die Gemeinde für die Grundschule aufwendet. Bestimmt gibt es keine Möglichkeit, auch auf nur eine einzige Maßnahme im Grünflächenamt zu verzichten.

Die Dauer der Sitzung ergab sich nicht nur wegen der Blühwiesen, sondern – unter anderem - wegen eines anderen der fünf Grünen-Anträge an diesem Abend: In Engelsfelde soll ein Gräberfeld von durch Nazis erschossenen Hitler-Kritikern ausgeschildert werden. Ein wenig Geschichtsforschung, ein Schild, keine abgestorbenen Hecken mehr, ein würdiges Denkmal eben. Aber da grätschte der Seeburger Ortsbeiratschef Harald Wunderlich dazwischen: Das sei Sache Seeburgs, der müsse sich zuerst mal damit befassen, das habe er auch schon – und dann fiel der markante Satz: „Wir möchten nicht etwas aufoktroyiert bekommen, was hier nicht hinpasst.“ Nein, bemühte er sich gleich danach, das solle nicht missverstanden werden, Seeburg sei auch für das Denkmal, es sei „im Fokus“. Die Antwort auf die Frage, warum seit 2015 nichts passiert sei, blieb er schuldig. Die Mehrheit überwies den Grünen-Antrag in den Ortsbeirat. Wann dort mit einer Entscheidung zu rechnen ist – auch das blieb unklar.

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Dallgow-Döberitz

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